Hundeerzieherin/Verhaltensberaterin IHK
Ausnahmen und besondere Zeiten (20.03.2024)

Ausnahmen und besondere Zeiten (20.03.2024)

Aktuell ist es das Thema Brut- und Setzzeit. Meine Liebe Kollegin Corinna Bachmann hat da vor einiger Zeit schon einen kurzen Text dazu geschrieben.


Die Kurzzusammenfassung: Hunde, die jagen, stöbern, nicht kontrollierbar sind und die Wege verlassen sollten ganzjährig gesichert werden und nicht nur während der Brut- und Setzzeit. Und Hunde, die auf den Wegen bleiben und kontrollierbar sind, sind im Freilauf auch während der Brut- und Setzzeit in der Regel kein Problem.

Meine Frage geht hier allerdings ein wenig weiter: wann ist es aus der Mode gekommen, respektvoll miteinander und der Umwelt umzugehen. Warum braucht es genau solche "Vorschriften"? Warum muss tausendfach darauf hingewiesen werden, dass Wildtiere in dieser Zeit besonders Schutz benötigen? Heißt das im Umkehrschluss, dass sie den Rest vom Jahr keinen Schutz benötigen und die Hunde da dann quer durch die Pampa rennen können? Ich denke doch nicht. Deswegen finde ich es eigentlich besser nicht auf diese besondere Zeit aufmerksam zu machen, sondern es zur Normalität werden zu lassen, dass Hunde ganzjährig kontrollierbar sind und auf den Wegen bleiben sollten.

Ein anderes Beispiel aus der Hundewelt ist die gelbe Schleife. Für die, welche deren Bedeutung nicht kennen: Sie soll symbolisieren, dass der Hund, welche sie trägt aus unterschiedlichen Gründen keinen Kontakt möchte (Training, Krankheit, Angst etc.) Auch hier frage ich mich wieder: warum brauchen wir sowas? Warum kann man nicht einfach sein Gegenüber fragen, ob es erwünscht ist, daß die Hunde Kontakt haben? Warum kann man nicht rücksichtsvoll miteinander umgehen? Wenn ich sehe, dass mir ein Hund begegnet und der Besitzer schon versucht auszuweichen oder noch schnell den Hund zu sichern, warum warte ich nicht kurz und gebe ihnen die Zeit? Warum gehe ich nicht auf Abstand, wenn ich sehe, dass der andere gerade nicht gut mit der Nähe klarkommt? Warum muss ich meinen (unangeleinten) Hund ungefragt zu anderen lassen, egal ob das erwünscht ist oder nicht?
Und hier geht es nun wirklich nicht darum wer Recht hat. Es geht um Freiheit und Grenzen. Und faktisch hört meine Freiheit auf, wo die des anderen beginnt oder besser wo dessen Grenzen beginnen. Will das Gegenüber den Kontakt nicht, akzeptiere ich das und zwinge ihm nicht ungefragt den Kontakt auf. Anstatt auf Hilfsmittel wie die gelbe Schleife zu bauen, sollten wir lieber wieder daran arbeiten respektvoller miteinander umzugehen.

Das gilt auch für Menschen ohne Hund. Warum muss ich einfach einen fremden Hund anquatschen, locken oder anfassen ohne vorher zu fragen? Warum muss ich fremde Tiere auf einer Wiese füttern ohne zu fragen und zu wissen welchen Schaden ich anrichten kann? Warum muss ich fremden Eltern ungewollte Erziehungstips in gerade eh schon schwierigen Situationen geben? Gilt übrigens auch für ungefragte Ratschläge in der Hundeerziehung.
Ich könnte vermutlich noch viele Beispiele aufzählen.

Grundsätzlich dreht es sich aber um einen Punkt: Respektvoller Umgang miteinander und grenzwahrendes Verhalten. Nicht nur zu bestimmen Zeiten oder wenn jemand sich kennzeichnet, sondern immer.

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